Anri Sala TITLE SUSPENDED (Purple), 2008 Harz, Nitrilkautschuk, Elektromotor 67 x 110 x 36 cm Courtesy: Chantal Crousel, Paris © Foto: Florian Kleinefenn |
Immer gut gelaunt sein und motiviert. Sein Leben in die Hand nehmen. Sich ständig gut darstellen. Besser werden. Und wenn die Stimmung dennoch mal im Keller sein sollte, dann die Unpässlichkeit nicht als vorübergehende Erscheinung hinnehmen, sondern unbedingt an sich arbeiten. Spaß muss sein, im wahren Leben wie im virtuellen. Und wer keinen Spaß versteht oder verbreitet, der muss sich ändern, dem muss geholfen werden. In diesem Sinne ist „Unendlicher Spaß“, wie die Sommeraustellung in der Frankfurter Kunsthalle Schirn heißt, keine Verheißung, sondern eine Drohung.
credits: So nur in Frankfurt/TomK |
Mit Spaß ist nicht zu spaßen.
Die Ausstellung in der Schirn, inspiriert vom gleichnamigen 1000-Seiten-Roman von David Foster Wallace und bis zum 7. September zu begutachten, ist eine ernste Sache. Zu sehen sind 18 Werke zeitgenössischer Künstler, die Sinn und Unsinn des menschlichen Optimierungsstrebens auf ihre eigene Weise zeigen: (selbst)kritisch oder ironisch oder illusionslos. Die Schau ist – im positiven Sinne – eine Zumutung, weil die Wege zu den jeweiligen Kunstwerken so verschlungen sind wie die Motivstränge in Foster Wallaces höchst anspruchsvollem Roman.
credits: So nur in Frankfurt; TomK |
credits: So nur in Frankfurt; TomK |
credits: So nur in Frankfurt; TomK |
Peter Coffin Untitled, 2008 10,4 m x 5,5 m (Länge mal Breite) Förderband, Ballons Courtesy the artist © Peter Coffin, 2008 |
Verstörend die inszenierte Therapiesitzung in einem dunklen Raum, bei der die Video-Künstlerin Andrea Fraser Therapeutin und Patientin zugleich spielt und dabei, o Schreck, den Betrachter einbezieht. Schrecklich amüsant das von Alicja Kwade kunstvoll verbogene, kunterbunte Rennrad, das seines Zweckes als Fortbewegungsmittel beraubt und zu einer nutzlosen Immobilie geworden ist. Von derselben Künstlerin ist auch eine Videoarbeit zu sehen, auf denen sich ein Kreisel dreht, ohne umzufallen. Spaß in Endlosschleife.
Am Ende einer Ausstellung, die unser Leben als rastlose Selbstverbesserer in Zweifel zieht, stellt sich die Frage: Kann man sich den Hamster in seinem Rad als glückliches Wesen vorstellen? Eher nicht. Er kreist fortwährend um sich selbst. Wie wir.
Dass man auch unter widrigen Umständen natürliche Freude empfinden kann, bewies das Sommerfest der Schirn am Vorabend der Ausstellungseröffnung. Draußen regnete es, drinnen herrschte gute Laune – und zwar ungezwungene.
Ich war schon ewig nicht mehr in der Schirm, wäre mal wieder eine Gelegenheit.
ReplyDeleteHab schöne Pfingsten.
Da lohnt sich der Besuch so gut wie immer und jetzt haben die schon wieder das nächste Highlight auf Lager, das ich euch die Tage hier auch gleich vorstelle. Dir auch achöne Feiertage bei diesem Bombenwetter! LG Sabina
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