Brooke Astor: Ein Leben mit der Vergangenheit

Brooke Astor ist vor ein paar Tagen verstorben. Mit ihren 105 Jahren kam sie mir immer vor wie eine längst schon der Realität entrückte Figur aus einem der Romane von Henry James. Oder noch mehr: Edith Wharton, die Abbilder einer sich gnadenlos abschottenden New Yorker High Society geschaffen hat. Doch Brooke Astor öffnete ihre exklusiven Runden für Künstler, Schriftsteller, Designer.
Faszinierend, wenn Menschen solange leben, dass sie einen mit einer längst verschwundenen Zeit, deren Werten und Traditionen verbinden. Anstelle einer Zeitmaschine. Und wenn diese Leute dann sterben, ist das Fenster, durch das wir kurz einen Blick in die Vergangenheit werfen durften, für immer geschlossen. Das ist unser Verlust, der traurig macht. Nicht der Tod einer priviligierten Person. Das sollte denjenigen vorbehalten bleiben, die sie kannten.

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